11.03.2025

Zusammenarbeit mit Eltern – Gemeinsam Konflikte meistern - Teil 10

Nicht nur im Krippenalltag treten Konflikte mit Kindern auf – auch zu Hause erleben Eltern Trotzphasen, Streit ums Spielzeug oder emotionale Ausbrüche. Ein einheitlicher, verständnisvoller Umgang in Krippe und Elternhaus stärkt das Kind und sorgt für mehr Gelassenheit auf beiden Seiten. In diesem zehnten Teil unserer Blogserie geht es darum, wie eine gelingende Kommunikation zwischen Fachkräften und Eltern helfen kann, Konflikte gemeinsam zu meistern. Denn eine offene, wertschätzende Zusammenarbeit führt nicht nur zu einem harmonischeren Alltag, sondern gibt auch den Kindern die nötige Sicherheit, um sich gesund zu entwickeln.



Warum ist die Zusammenarbeit so wichtig?

Kinder profitieren von einheitlichen Regeln und Werten. Widersprüchliche Botschaften („Hier darfst du schreien, da nicht“) können Verwirrung und Konflikte verstärken. Eltern und Fachkräfte bringen unterschiedliche Perspektiven mit, die sich ideal ergänzen, um das Kind besser zu verstehen. Eine offene, wertschätzende Kommunikation stärkt das Vertrauen und erleichtert es, Probleme gemeinsam zu lösen. Zudem fühlen sich Eltern durch eine enge Zusammenarbeit eher als Teil der Lösung, anstatt sich alleingelassen zu fühlen.



Regelmässige und transparente Kommunikation

Tür- und Angelgespräche: Der tägliche kurze Austausch beim Bringen oder Abholen ermöglicht es, aktuelle Entwicklungen zu teilen. Sensible Themen sollten jedoch in einem ruhigen, vereinbarten Rahmen besprochen werden. Hierbei ist es wichtig, dass Fachkräfte Eltern aktiv zuhören und sie mit gezielten Fragen in das Gespräch einbinden.

Elterngespräche und Elternabende: Hier können gezielt Themen wie Konfliktverhalten, Entwicklungsschritte oder Alltagsregeln angesprochen werden. Eine offene Atmosphäre ermutigt Eltern, ihre Sorgen und Beobachtungen zu teilen. Besonders hilfreich sind praxisnahe Beispiele oder kleine Rollenspiele, um Missverständnisse zu vermeiden.

Elternbriefe, Newsletter, digitale Kanäle: Diese helfen, über Projekte, pädagogische Schwerpunkte und organisatorische Themen zu informieren und einen Dialog anzuregen. Eine interaktive Möglichkeit ist es, Umfragen oder Feedbackrunden einzubauen, um den Austausch weiter zu fördern.



Verständnis für unterschiedliche Erziehungsstile und Lebenswelten

Jede Familie hat ihre eigenen Werte und Herangehensweisen. Fachkräfte sollten dem mit Offenheit und Respekt begegnen. Nicht alle Strategien funktionieren für jedes Kind gleich gut – durch Austausch können individuelle Lösungen gefunden werden. Fragen wie „Wie reagiert Ihr Kind zu Hause, wenn es wütend wird?“ oder „Welche Strategien haben sich für Sie bewährt?“ fördern Ideen und konkrete Handlungsmöglichkeiten. Hierbei kann es auch hilfreich sein, interkulturelle Unterschiede zu berücksichtigen und gemeinsam nach Wegen zu suchen, die für alle praktikabel sind.



Gemeinsame Lösungen bei Konflikten

Problemanalyse: Was passiert genau im Konflikt? Wer ist beteiligt? Wann tritt er besonders häufig auf? Fachkräfte und Eltern bringen unterschiedliche Sichtweisen ein, die es zu berücksichtigen gilt. Ein Perspektivenwechsel kann dabei helfen, Ursachen besser zu verstehen und objektive Lösungen zu finden.

Ziele formulieren: Was soll erreicht werden? (z. B. weniger Streit ums Teilen, kindgerechter Umgang mit Wut). Fortschritte können anhand konkreter Verhaltensänderungen beobachtet werden. Es kann hilfreich sein, kleine Meilensteine festzulegen, um Fortschritte sichtbar zu machen.

Massnahmen und Absprachen: Ein Handlungsplan kann festlegen, wer welche Rolle übernimmt. Beispielsweise könnten Eltern zu Hause Ich-Botschaften üben, während die Fachkräfte in der Krippe Rollenspiele anbieten. Regelmässige Reflexionen helfen, Anpassungen vorzunehmen. Auch positive Verstärkung, etwa durch kleine Belohnungssysteme, kann dazu beitragen, gewünschtes Verhalten zu fördern.



Unterstützung in schwierigen Situationen

In herausfordernden Fällen kann externe Hilfe von Beratungsstellen oder Therapiepersonen sinnvoll sein. Fachkräfte können Eltern bei der Suche nach passenden Angeboten unterstützen. Gleichzeitig brauchen Eltern, die mit starken Verhaltensproblemen konfrontiert sind, oft selbst Entlastung. Eine offene, verständnisvolle Haltung der Krippe kann hier helfen. Manchmal hilft es auch, Eltern Gruppenangebote oder Austauschmöglichkeiten mit anderen betroffenen Familien aufzuzeigen.

Erfolge sollten gemeinsam gefeiert werden – auch kleine Fortschritte sind ein wichtiger Schritt hin zu einem friedlicheren Alltag. Dabei können positive Erlebnisse und kleine Erfolgsmomente gezielt hervorgehoben werden, um die Motivation aller Beteiligten aufrechtzuerhalten.



Tipps für eine gelingende Eltern-Krippe-Beziehung

  • Wertschätzende Sprache: Statt Schuldzuweisungen („Ihr Kind ist immer aggressiv!“) lieber sachlich bleiben: „Mir ist aufgefallen, dass Ihr Kind oft sehr energisch reagiert, wenn …“. Alternativ kann auch eine positive Beobachtung hinzugefügt werden: „Ich habe bemerkt, dass Ihr Kind sich besonders gut beruhigt, wenn …“.
  • Aktives Zuhören: Fragen stellen („Wie erleben Sie das zu Hause?“) und das Gehörte paraphrasieren („Sie sagen also, dass …“). Dies zeigt, dass die Sorgen der Eltern ernst genommen werden.
  • Gemeinsamkeiten betonen: „Uns ist beiden wichtig, dass Ihr Kind sich wohlfühlt.“ Das schafft eine Basis für gemeinsame Lösungen.
  • Vertraulichkeit wahren: Sensible Informationen bleiben geschützt. Eltern müssen darauf vertrauen können, dass ihre Anliegen diskret behandelt werden.
  • Respekt vor Elternentscheidungen: Fachkräfte beraten, aber letztlich entscheiden die Eltern. Die eigene Meinung sollte nicht übergestülpt, sondern als Empfehlung formuliert werden.
  • Anerkennung für Eltern: Eltern tun ihr Bestes und verdienen dafür Wertschätzung. Fachkräfte können dies durch kleine Gesten oder ein aufmunterndes Wort zum Ausdruck bringen.

Fazit

Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Krippe und Elternhaus schafft ein stabiles Umfeld für das Kind. Regelmässige Gespräche und das gemeinsame Entwickeln von Lösungsansätzen stärken den Zusammenhalt. So fühlen sich nicht nur die Kinder wohl, sondern auch Eltern und Fachkräfte gehen gelassener mit Herausforderungen um. Besonders in herausfordernden Phasen profitieren alle Beteiligten von gegenseitigem Verständnis und Unterstützung.

Im nächsten Artikel betrachten wir, wann es sinnvoll ist, professionelle Hilfe hinzuzuziehen und welche Anzeichen darauf hindeuten, dass ein Konflikt über das normale Mass hinausgeht. Zudem beleuchten wir, welche unterstützenden Angebote für Eltern in schwierigen Situationen zur Verfügung stehen.