14.01.2025

Umgang mit Konflikten – Positive Strategien und Methoden - eine Serie, Teil 4

Im Krippenalltag sind Konflikte mit Kindern ein normaler Bestandteil des Miteinanders. Entscheidend ist jedoch, wie wir als Erwachsene und Fachkräfte darauf reagieren. Mit den richtigen Strategien lassen sich Konflikte nicht nur entschärfen, sondern auch als wertvolle Lerngelegenheiten nutzen. Dieser Artikel stellt erprobte Methoden vor, um positiv und konstruktiv mit Konflikten umzugehen.


1. Aktives Zuhören und Verständnis zeigen

Warum ist es wichtig? Kinder beruhigen sich oft schneller, wenn sie spüren, dass sie gehört und verstanden werden. Sie sind dann eher bereit, nach einer gemeinsamen Lösung zu suchen.

Wie funktioniert’s?

  • Körperliche Zuwendung: Gehen Sie auf Augenhöhe, schauen Sie das Kind an, nicken Sie bestätigend.
  • Gefühle spiegeln: Formulieren Sie, was Sie wahrnehmen („Ich sehe, du bist wütend, weil …“).
  • Nachfragen und zusammenfassen: Klären Sie Missverständnisse und zeigen Sie, dass das Anliegen ernst genommen wird.

2. Ich-Botschaften statt Du-Botschaften

Was sind Ich-Botschaften? Statt dem Kind zu sagen: „Du machst immer …“ oder „Du musst …“, schildern Sie aus Ihrer Sicht, wie Sie sich fühlen und was Sie brauchen: „Ich werde traurig, wenn …“.

Warum helfen sie?

  • Sie verringern das Gefühl von Angriff oder Schuldzuweisung.
  • Sie verdeutlichen die Auswirkungen des Verhaltens, ohne das Kind persönlich anzugreifen.


Ein Beispiel:

  • Du-Botschaft: „Du bist so gemein, immer streitest du!“
  • Ich-Botschaft: „Ich fühle mich hilflos und traurig, wenn ihr streitet, weil ich möchte, dass wir alle Spass haben.“


3. Kleine Auswahl an Deeskalationstechniken

  • Pause und Abstand: Ein kurzer „Raumwechsel“ hilft Kindern, sich zu beruhigen, bevor man gemeinsam redet.
  • Ruhige Stimme und klare Kommunikation: Langsam und leise sprechen, um die Stimmung zu entschärfen.
  • Alternativen anbieten: Statt „Nein“ oder „Hör auf damit!“ lieber Vorschläge machen: „Wie wäre es, wenn du mit dem roten Auto spielst, während Lisa das blaue benutzt?“


4. Kompromissbereitschaft und Verhandlung

Warum Kompromisse? Kinder lernen, dass es nicht immer ein „Alles oder Nichts“ geben muss. Ein Kompromiss kann beiden Seiten gerecht werden.

Wie vermittelt man das Kindern?

  • Konkrete Beispiele nennen: „Du darfst noch fünf Minuten draussen spielen, dann essen wir gemeinsam.“
  • Schrittweise Lösungen finden: Ideen sammeln („Was könnten wir tun, damit alle zufrieden sind?“) und gemeinsam auswählen.


5. Rollenspiele und Perspektivwechsel

Was bringt das?

  • Kinder lernen, sich in andere hineinzuversetzen (Empathie) und alternative Handlungsweisen zu üben.
  • Das Nachspielen eines Konflikts mit Puppen oder Kuscheltieren bietet einen sicheren Rahmen, um verschiedene Lösungen zu erproben.

Ein Beispiel: „Du bist jetzt das Kind, das unbedingt den Bagger will, und ich spiele deine Freundin, die ihn gerade benutzt. Wie können wir das klären?“

6. Grenzen setzen und Konsequenzen aufzeigen

Klares und verlässliches Regelwerk Kinder brauchen Orientierung. Wenn sie wissen, was erlaubt ist und was nicht, wird vieles leichter.


Natürliche Konsequenzen

  • Wenn ein Kind ein Puzzlebrett herumwirft, muss es das Puzzle später selbst aufräumen oder es wird vorübergehend weggelegt.
  • Wichtig: Konsequenzen sollten nicht als Strafe wirken, sondern als logische Folge des Verhaltens.


7. Stärkenorientierter Ansatz

Positive Verhaltensweisen bestärken

  • Heben Sie hervor, wenn Kinder konstruktive Lösungen finden: „Ich finde es toll, wie du deiner Freundin angeboten hast, mit dir zu teilen.“

Individuelle Erfolge feiern

  • Jeder Schritt in Richtung Konfliktfähigkeit, sei es das Durchhalten einer Verhandlung oder das Verwenden von Ich-Botschaften, verdient Anerkennung.


Fazit

Ein konstruktiver Umgang mit Konflikten im Krippenalltag erfordert Empathie, Klarheit und ein Gespür für die Bedürfnisse der Kinder. Techniken wie aktives Zuhören, Ich-Botschaften und Deeskalation schaffen ein Umfeld, in dem Kinder lernen, respektvoll miteinander umzugehen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Konflikte werden so zu wertvollen Lernerfahrungen, die die soziale Kompetenz der Kinder stärken.

Im nächsten Artikel widmen wir uns dem Thema Grenzen setzen: Welche Grenzen sollen nicht überschritten werden, und wie kommunizieren wir diese auf verständnisvolle, aber konsequente Weise?