Während sich Teil 2 auf die Perspektive der Fachkräfte konzentrierte, geht es in diesem Abschnitt um den gemeinsamen Umgang mit digitalen Angeboten mit den Kindern – sowohl in der Krippe als auch zu Hause. Wie viel Bildschirmzeit ist angemessen? Welche Inhalte eignen sich? Und welche Alternativen sind sinnvoll und entwicklungsförderlich?
0–2 Jahre: Digitale Medien sollten in diesem Alter sehr sparsam – wenn überhaupt – eingesetzt werden. Das gemeinsame Anschauen von sehr kurzen Videosequenzen oder Fotos kann ein Erlebnis sein, sollte jedoch immer interaktiv und zusammen mit einer Bezugsperson stattfinden. Der Fokus muss auf realen Erfahrungen und Beziehungsaufbau liegen – sowohl im Kita-Alltag als auch in der Familie.
2–3 Jahre: Einfache Apps oder digitale Bilderbücher können unter Aufsicht eingeführt werden, jedoch mit strikt begrenzter Zeitdauer (z. B. 5–10 Minuten). Wichtig ist, dass das Kind aktiv beteiligt bleibt und die erwachsene Person die Nutzung begleitet – etwa durch Kommentieren, Fragenstellen und gemeinsames Reflektieren. Diese Regeln gelten auch für die Mediennutzung im häuslichen Umfeld.
Foto- und Videofunktionen: Anstatt passiv Inhalte zu konsumieren, können Kinder aktiv in den digitalen Prozess eingebunden werden. Zum Beispiel: „Wir machen ein Foto von unserem Bastelprojekt und schauen es uns gemeinsam an!“ Das fördert Sprachentwicklung, Reflexion und Stolz auf das eigene Tun – in der Kita wie auch daheim.
Sprach- und Musikfunktionen: Interaktive Lieder-Apps können das gemeinsame Singen unterstützen. Sie sollten jedoch niemals echte musikalische Interaktion ersetzen. Gemeinsames Singen, Bewegungen mit den Händen und Blickkontakt bleiben zentral – sowohl im pädagogischen Alltag als auch in der Familie.
Interaktive Geschichten: Manche Apps ermöglichen digitale Bilderbücher, bei denen Kinder Inhalte in ihrem Tempo durch Berührung, Hören und Entdecken erkunden können – mit Begleitung durch eine erwachsene Person kann dies die Neugier wecken und das Sprachverständnis fördern.
Sinnes- und Bewegungserfahrungen: Alles, was die Sinne anregt und körperliche Aktivität erfordert, sollte Vorrang haben. Kleinkinder lernen am besten durch echte Erfahrungen – durch Tasten, Klettern, Riechen, Planschen und Schmecken. Aktivitäten wie Bauen mit Klötzen, Wasser erkunden oder Spielen mit Naturmaterialien bieten reiche und nachhaltige Lernchancen – zu Hause ebenso wie in der Betreuung.
Vorlesen statt Bildschirm: Ein echtes Bilderbuch bietet taktile und emotionale Erlebnisse, die Kinder in ihrem eigenen Tempo entdecken können. Gemeinsame Vorlesezeiten stärken die Bindung, fördern die Sprache und regen die Fantasie an – im Familienalltag wie auch in der Kita.
Kreatives und fantasievolles Spiel: Offene Aktivitäten wie Rollenspiele, Bauen, Malen und Erzählen legen die Grundlage für Problemlösefähigkeiten, emotionale Ausdruckskraft und soziale Interaktion – überall dort, wo Kinder sich sicher und angeregt fühlen.
Klare Begrenzungen: Feste Regeln und Rituale helfen Kindern, Grenzen zu verstehen. Zum Beispiel: „Ein kurzes Video – dann ist Schluss“ oder ein Timer als visuelles Signal. Diese Rituale können sowohl im pädagogischen Alltag als auch zu Hause wirksam sein.
Erwachsene als Vorbilder: Kinder ahmen nach, was sie beobachten. Wenn Fachpersonen und Eltern ständig am Smartphone sind, lernen Kinder, dass das normales Verhalten ist. Bewusste Handy-Pausen und achtsamer Medienumgang zeigen, dass Bildschirme nicht im Mittelpunkt des Alltags stehen müssen – egal ob in der Einrichtung oder daheim.
Gemeinsames Reflektieren: Mit Kindern über das Gesehene oder Erlebte zu sprechen, fördert das Verständnis und unterstützt den Aufbau von grundlegender Medienkompetenz. Schon einfache Bemerkungen wie „Das war ein lustiger Hund, oder?“ oder „Kannst du das rote Auto noch mal finden?“ machen aus passivem Zuschauen einen aktiven Dialog – in der Krippe ebenso wie im Wohnzimmer.
Digitale Medien können in der Betreuung von Kleinkindern eingesetzt werden – jedoch nur begleitend und gezielt. Reale Sinnes- und Bewegungserfahrungen sollten immer im Vordergrund stehen. Wenn digitale Inhalte genutzt werden, dann bewusst, sparsam und unter aktiver Beteiligung einer erwachsenen Person – sowohl in der Krippe als auch im Familienalltag. So kann frühzeitig eine altersgerechte Medienkompetenz angebahnt werden. Das Ziel ist es, Achtsamkeit, Neugier und Verbindung zu fördern – nicht Ablenkung.