04.01.2025

Arten von Konflikten im Krippenalltag - eine Serie, Teil 3

Im Krippenalltag sind Konflikte keinesfalls die Ausnahme – ganz im Gegenteil. Kinder befinden sich in einer intensiven Lern- und Entwicklungsphase, in der sie nicht nur ihre eigene Persönlichkeit entdecken, sondern auch den Umgang mit Gleichaltrigen und Erwachsenen erproben. Dabei treffen unterschiedliche Interessen, Temperamente und Bedürfnisse aufeinander, was zu Konflikten führen kann. In diesem dritten Teil unserer Blogserie widmen wir uns den häufigsten Konfliktthemen und zeigen auf, warum sie entstehen.



1. Konflikte um Besitz und Ressourcen

Teilen von Spielzeug und Materialien

Ein Klassiker: Zwei Kinder wollen mit demselben Spielzeug spielen. Das Kind, welches gerade damit spielt, möchte es nicht hergeben, und das andere ist wütend, weil es zu kurz gekommen ist.

Warum entstehen sie?


  • Kinder haben ein ausgeprägtes Besitzdenken, gerade wenn sie lernen, dass Dinge „ihnen gehören“.
  • Empathie und das Bewusstsein für die Gefühle anderer entwickeln sich erst allmählich.

Knappe Ressourcen

Ob es nun die einzige Schaufel im Sandkasten ist oder das letzte Stück Obst auf dem Tisch: Ressourcen sind oft begrenzt.

Was lernen Kinder daraus?


  • Verhandeln und Kompromisse schliessen: „Darf ich danach damit spielen?“
  • Alternativen finden: „Gibt es eine andere Schaufel oder ein anderes Spielzeug?“


2. Konflikte beim Einhalten von Regeln

Struktur und Routine

Im Krippenalltag gibt es feste Abläufe, wie Essenszeiten, Mittagsschlaf und gemeinsames Aufräumen. Manche Kinder möchten lieber weiterspielen, anstatt sich an den Tisch zu setzen oder in den Schlafraum zu gehen.

Warum sind Regeln wichtig?


  • Sie vermitteln Sicherheit und Orientierung.
  • Sie erleichtern das Zusammenleben in der Gruppe.

Grenzen testen

Kinder in der Krippe beginnen, aktiv Grenzen auszuprobieren. Was passiert, wenn sie sich nicht an die Regel halten oder etwas Verbotenes tun?

Was lernen Kinder daraus?


  • Regeln sind Bestandteil des sozialen Miteinanders.
  • Es gibt Konsequenzen (z. B. Spielpause, erneute Erklärung der Regel).


3. Emotionale Konflikte

Wutanfälle und Trotzphasen

Gerade im Alter von ein bis drei Jahren kommen Trotzreaktionen häufiger vor. Kinder erleben starke Gefühle, können sie aber noch nicht angemessen ausdrücken oder regulieren.

Warum so heftig?


  • Frustrationstoleranz und Impulskontrolle müssen sich erst entwickeln.
  • Das Sprachvermögen reicht oft noch nicht aus, um Unmut oder Bedürfnisse klar zu kommunizieren.

Eifersucht

In einer Gruppe kann es vorkommen, dass ein Kind das Gefühl hat, weniger Aufmerksamkeit von der Fachkraft zu erhalten als ein anderes.

Was lernen Kinder daraus?


  • Sie üben, Gefühle wie Neid und Eifersucht zu erkennen und zu benennen.
  • Sie merken, dass alle Kinder Raum und Zuwendung erhalten, auch wenn die Verteilung oft unterschiedlich wirkt.


4. Konflikte durch Missverständnisse

Sprachliche Barrieren

Gerade in Krippen, in denen Kinder mit verschiedenen Erstsprachen zusammenkommen, entstehen Konflikte, weil sie sich nicht (oder nur unzureichend) verstehen.

Mögliche Folgen


  • Unmut, weil das andere Kind scheinbar nicht „reagieren“ will.
  • Rückzug oder Wut, weil man sich unverstanden fühlt.

Unklare Kommunikation

Auch wenn Kinder die gleiche Sprache sprechen, fehlen ihnen oft noch die richtigen Worte, um ihre Wünsche oder Probleme klar auszudrücken.

Was kann helfen?


  • Bewusste Sprachförderung, z. B. durch Bilder, Gebärden, Reime und Lieder.
  • Geduldiges Nachfragen und wiederholtes Erklären durch Fachkräfte.


5. Konflikte durch unterschiedliche Temperamente

Impulsive vs. zurückhaltende Kinder

In einer Gruppe treffen oft sehr unterschiedliche Charaktere aufeinander. Während manche Kinder im Spiel eher spontan und stürmisch sind, gehen andere still und vorsichtig vor.

Wo hakt es?


  • Das stürmische Kind kann versehentlich Grenzen übertreten (z. B. körperlich rempeln).
  • Das zurückhaltende Kind fühlt sich schnell bedrängt oder überfordert.

Sensibilität und Emotionen

Kinder, die sehr sensibel sind, reagieren möglicherweise schneller gekränkt, während andere kaum etwas aus der Ruhe bringt.

Lernziel


  • Verständnis für das eigene und das fremde Temperament aufbauen.
  • Einander respektieren, auch wenn man verschieden ist.


Fazit

Im Krippenalltag zeigt sich eine bunte Vielfalt an Konfliktsituationen: vom Streit um Spielzeug über Trotzanfälle bis hin zu Missverständnissen aufgrund fehlender Sprachfertigkeiten. All diese Konflikte sind Teil des Entwicklungsprozesses und helfen Kindern dabei, wichtige soziale und emotionale Fähigkeiten zu erwerben. Als Fachkräfte und Eltern ist es unsere Aufgabe, Kindern den Raum und die Unterstützung zu bieten, um konstruktiv mit Konflikten umzugehen.

Im nächsten Artikel schauen wir uns an, welche Strategien und Methoden helfen können, diese Konflikte im Alltag positiv zu begleiten und aufzulösen. Wir werden konkrete Tipps und Handlungsempfehlungen geben, damit der Umgang mit Konflikten im Krippenalltag immer mehr zur Chance statt zur Herausforderung wird.